Der Boden:

Das Streben nach Mehr ist in der Menschheitsgeschichte tief verankert.
Dessen Ursprung im Allgemeinen hier wohl nicht zu klären ist.
In der Landwirtschaft ist dies zum größten Teil der Politik zuzuordnen. Unsere Landwirtschaft steht aktueller den je an einem Scheidepunkt. Politische Entscheidungen, Förderungsrichtlinien, sowie auch unsere Ausbildung haben die Landwirtschaft zu dem gemacht, was sie jetzt ist.

Die letzten 40 Jahre war es "hip" die Landwirtschaft zu immer mehr Wachstum und vor allem Leistung zu treiben. Je größer die Produktionseinheiten, desto billiger kann produziert werden.
Die Entlohnung des Landwirts richtet sich immer nach dt/ha, Milch je Kuh und Jahr,
aufgezogene Ferkel je Sau und Jahr usw.
Das dadurch erschaffene Überangebot erreicht ein sehr hohes Niveau im Lebensstandard
und  dem Wohlstand. Eine Gesellschaft, in der das tägliche Brot selbstverständlich ist.

Doch der Politik ist das nicht genug. Im Ausland zu produzieren ist noch lukrativer. Zum einen gelten im Ausland geringere Standards, zum anderen kann mit niedrigeren Lohnkosten kalkuliert werden. Diverse Wirtschaftsabkommen lassen die Kassen dann doppelt sprudeln.
Doch leider haben die letzen 40 Jahre ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur ein massiver Strukturwandel sondern auch unsere Hauptproduktionsgrundlage hat zum Teil darunter massiv leiden müssen.

Und das ist unser Boden.


Egal welchen Produktionszweig wir in der Landwirtschaft betrachten, die Grundlage jeglicher Produktion sind immer unsere Felder und Wiesen. Dieser oben angesprochene Leistungsdruck findet sich in fast allen Bereichen der Gesellschaft wieder. Mit dem Unterschied, dass die Landwirtinnen und Landwirte mit ihrem Tun und Handeln immer im Konflikt mit unserer Natur stehen. Das ist im Prinzip der gleiche Widerspruch, wie in unserem Gesundheitssystem, bei dem in erster Linie Gewinne erzielt werden müssen. Unser Gesundheitssystem wird von Betriebswirtschaftlern geleitet.

Hier ist der klare Zusammenhang zu sehen. In der Ausbildung zum Landwirt oder Landwirtschaftsmeister stand die Betriebswirtschaft über allem. Unser Ziel als Landwirt sollte es sein, in erster Linie gesunde und hochwertige Lebensmittel zu erzeugen, von dessen Verdienst wir als Familie aber dann auch vernünftig leben.
 Und wenn es sein muss auch betrieblich wieder weiter entwickeln können. Stillstand bedeutet nicht Rückschritt, sondern leben von der Substanz. Das kann normalerweise nur eine Generation.
 
Nicht die Betriebswirtschaft sollte unser tägliches Tun und Handeln leiten, sondern ein zusammenhängendes Denken zwischen den Produktionsrichtungen. Wir werden heute von Spezialisten "beraten". Jeder ein "Profi" in seinem Fachgebiet. Pflanzliche und tierische Produktion stehen aber immer im Zusammenhang. Hier sich um nur eine Produktionsrichtung zu kümmern und die andere abzugeben, wie es uns so schön beigebracht wurde, kann und wird langfristige Probleme mit sich bringen.
Anfang jeglicher Produktion ist der Boden. Also muss dieser erst mal im Vordergrund stehen, nicht die Pflanze. Denn die Pflanze wächst im Boden. Ein gesunder Boden ernährt eine gesunde Pflanze. Eine gesunde Pflanze ernährt ein gesundes Tier oder auch einen gesunden Menschen.
Letztendlich schließt sich der Kreis wieder im Boden.

Eine Pflanze, die einseitig gedüngt wurde, ist eine "wässrige" Pflanze. Schwach an Mineralstoffen, Geschmacksstoffen und Vitaminen. Sie weißt eine schlechte biologische Wertigkeit auf! Hochwertige Lebensmittel fördern ein gesundes Immunsystem für Tier und Mensch.
Dies wäre gerade derzeit sehr wichtig.

Nicht nur die landwirtschaftliche Produktion hängt maßgeblich von unserer Bodenfruchtbarkeit ab, sondern auch viele andere Bereiche des Lebens:


Bodenschutz ist Artenschutz
Bodenschutz ist Insektenschutz
Bodenschutz ist Hochwasserschutz
Bodenschutz ist Grundwasserschutz
Bodenschutz ist Pflanzenschutz
Bodenschutz ist Klimaschutz
Bodenschutz ist Gesundheitsschutz


Bodenfruchtbarkeit...., für mich bis vor ein paar Jahren nur ein Wort.
Und wenn man sich damit noch nicht befasst hat, bleibt es das auch.
Ein gesunder Boden macht eine gute Bodenchemie, eine gute Bodenphysik und eine gute Bodenbiologie aus. Das sind die drei Säulen der Bodenfruchtbarkeit, die viele Bereiche unseres Lebens beeinflussen.

Womit wir wieder bei der landwirtschaftlichen Praxis angekommen wären.
Einen Pflanzenbestand am Feld oder Wiese zu beurteilen ist im Allgemeinen sehr lobenswert. Die Bestandsbeurteilung ist uns auch in der Ausbildung gelehrt worden. Ohne einen Blick in den Boden zu schmeißen, können jedoch die Fehler nicht richtig analysiert werden. Der Spaten sollte unser wichtigstes Werkzeug am Acker sein. Mit einer Spatenprobe können viele Rückschlüsse auf die Bestandsentwicklung getroffen werden. Zudem ist sie eine Entscheidungshilfe für die kommende Bodenbearbeitung.

Die Bodenchemie ist die Wohnung unserer Bodenbiologie. Hier ist ein ausgewogenes Verhältnis der Elemente zu beurteilen. Nicht die absoluten Mengen sind von Bedeutung, sondern das Verhältnis untereinander. Der Fehler liegt hier ganz klar in der Art der Bodenproben. Wir düngen nach gesetzlich vorgeschrieben Bodenproben, die den "Stand der Technik" vor 50 Jahren entspricht.
Zum Vergleich: die Landwirtschaft hat sich die letzten Jahre massiv entwickelt und der technische Fortschritt nimmt kein Ende. Bei den Bodenproben sind wir allerdings in der Steinzeit stehen geblieben. 

Es gilt die Fäulnis zu unterdrücken und die Rotte zu fördern. Außerdem sollte man fermentative Prozesse im gesamten Betriebskreislauf optimieren, bei dem die damit entstehenden Huminstoffe im Vordergrund stehen.
Auch die Bodenphysik verbessert sich, wenn die oberen Punkte ins Optimum gerückt werden. Ohne einer Optimierung der Bodenbearbeitung wird dieser Effekt aber lange auf sich warten lassen.
Den Pflug hier als Standardbodenbearbeitungsgerät zu setzen wird nicht zielführend sein.

Letztendlich muss das Ziel sein, aufbauende Böden mit einem hohem Humusgehalt zu erreichen.  Aufbauende Böden sind gesunde Böden. Sie haben ein hohes Nährstoffhaltevermögen, eine hohe Wasserinfiltration und ein hohes natürliches Ertragsniveau. Sie sind durchwurzelt, leicht zu bearbeiten, bedeckt und damit vor Erosion geschützt. Wir Landwirte  können einen großen Anteil von CO² Speicherung im Boden durch Humusaufbau übernehmen.

Etisch betrachtet ist der Umgang mit unseren Böden der Umgang mit der Schöpfung.
Der sonntägliche Kirchgang ist hier leider nicht ausreichend.

Das Thema Bodenfruchtbarkeit geht uns alle an!
 

Egal ob Milchviehhalter, Bullenmastbetrieb, Ackerbauer, Biogasbetreiber, Schweinehalter oder Gärtner und Landschaftspfleger sowie Baumschulen. "Alle kochen nur mit Wasser". Letztendlich spielt es auch keine Rolle, ob man sich für die  konventionelle oder ökologische Landwirtschaft entscheidet. Viel mehr ist hier entscheidend, das man sich für die regenerative Wirtschaftsweise entscheidet. Das heißt, mit der Natur wirtschaftet. Die Natur als Vorbild. Wo in der Natur ist der Boden nicht bedeckt oder nicht bewachsen?...Wüste und Berge... Das kann ja wohl nicht unser aller Ziel sein.

Doch wie soll sich dieser Wandel entwickeln? Politisch werden nur Daumenschrauben angesetzt, was bei vielen Bäuerinnen und Bauern nur zu Frust und Aufgabestimmung führt. Viele Vorgaben sind nicht fachlich geprägt, sondern nur durch Lobbyismus, grüne und kapitalistische Hintergründe geleitet. Keine immer weiteren Vorgaben und Düngeverordnungen in der x-ten Version, sondern zielführende Schulungen, Lehrgänge und vor allem Wissensaustausch unter den Landwirten sind hier zielführend.

In der Pflicht sind leider wieder wir Landwirte selbst. Wir sollen es mal wieder richten, und am besten noch zum Nulltarif! Bodenfruchtbarkeit kostet aber erstmal Geld.  Das kann nur mit einem gewissen Zusammenhalt funktionieren. Die Fehler die "Bauer Huber" gemacht hat, muss "Bauer Müller" nicht auch noch machen.

Es gibt Landwirte, die bei dem Thema Bodenfruchtbarkeit schon sehr weit sind, im konventionellen Bereich und im ökologisch wirtschaftenden Bereich. Ohne engagierte und wissbegierige  Landwirte wäre ich heute selbst nicht so weit. Womit ich mich hier bei jedem einzelnen bedanken will, der uns auf unserem Weg unterstützt hat und vielleicht auch noch wird!
Das Wissen sollte nicht nur auf den Höfen verteilt werden, sondern letztendlich soll es auch in den Amtsstuben ankommen, damit unsere Kinder und Enkelkinder eine bessere und gesündere Landwirtschaft erlernen. Stichwort: Enkeltaugliche Landwirtschaft.

Doch auch die Gesellschaft und Politik ist gefordert. Eine immer weitere Versiegelung der Landschaft für Straßenbau, immer größere Einkaufszentren und Einfamilienhäuser in Reih und Glied sind vielleicht der Wachstumsmotor der Bauwirtschaft, jedoch kann es nicht immer so weiter gehen. Hier sind neu Konzepte gefragt, gerade für Altbauten und Industrieruinen.

Unsere Böden sind die gesunde Lösung vieler Probleme

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